Autorenbild Gitte HärterAnschreiben & Lebenslauf

Vorsicht: Muster

Ein Beitrag von Gitte Härter

Der Wunsch nach Mustern für die Bewerbung ist groß: bei den einen, um sich überhaupt orientieren zu können, "wie man sich (heutzutage) eigentlich bewirbt". Bei den anderen, um ein vorgefertigtes Muster einfach zu übernehmen.
Natürlich kann ein gutes Muster hilfreich auf dem Weg zur eigenen Bewerbung sein, doch erweist man sich einen Bärendienst, wenn man Anschreiben und Lebenslauf von einem schlechten Muster abschreibt. Und diese gibt es leider zuhauf...

Inhaltlich ungenügend

Ganz klar muss ein allgemeines Muster immer ungenügend bleiben, was Ihre individuelle Situation und Person betrifft. Wie wir immer wieder betonen, ist der größte Fehler bei Bewerbungen die Uniformität. Darum erschöpfen sich leider die meisten Anschreiben in einem Standardtext la "... hiermit bewerbe ich mich, weil mich die Stelle interessiert. Ein Absatz Zusammenfassung des Lebenslaufes. Ich bin so kommunikativ, teamfähig und flexibel. Bitte laden Sie mich ein."

Die meisten Muster bewegen sich ebenfalls in genau diesem Rahmen. Wenn Sie derlei Anschreiben einfach übernehmen und nur in Bezug auf ein paar Eckdaten an Ihren Lebenslauf anpassen, dann tappen Sie genau in die Einheitsbreifalle.

Machen Sie eine ganz einfache Probe, wie gut Ihr Anschreiben ist -> Nehmen Sie sich den Bewerbungsbrief vor und analysieren Sie:

  • Was erfährt der Personalentscheider von mir persönlich?
  • Was fachlich?
  • Was von meiner Motivation für die Bewerbung?


Wenn das Resultat dürftig ist oder sich auf Allgemeinplätze ("Ich bin kommunikativ.") beschränkt, ist Ihre Bewerbung nicht gut. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, in die engere Auswahl zu kommen, drastisch, denn in der ersten Auswahlrunde muss sich der Personalentscheider auf Ihre schriftliche Eigenpräsentation beschränken. Er kennt Sie ja noch nicht!

Übrigens: Der Hinweis, dass man Persönliches eh später im Gespräch klärt, hat natürlich einen Haken. Denn wenn Sie sich im Anschreiben nicht persönlich und fachlich greifbar genug machen, kommt es überhaupt nicht zu einem Gespräch.

Achtung: Es gibt Dienstleister, die anbieten, Ihre komplette Bewerbung zu schreiben. Manche werben sogar mit zahlreichen Mustern für unterschiedliche Berufe und geben Einblick in einige Beispiele. Lassen Sie davon bitte die Finger, so praktisch es erscheinen mag. Ein gutes Anschreiben kann nur mit Ihrer aktiven Teilnahme entstehen. Entweder, indem Sie einen Entwurf machen und man Ihnen dabei hilft, diesen zu optimieren (wie wir das auch tun), oder indem man ausführlich mit Ihnen spricht und mündlich die Quintessenz klärt, um das anschließend ins Anschreiben zu packen.


Formelle Fehler

Natürlich muss man in den meisten Berufen die Gestaltungsregeln für geschäftliche Korrespondenz nicht bis ins Detail beherrschen. Dennoch gilt es, grundlegende Formalitäten zu beherzigen.

Leider gibt es auch in so genannten Mustern häufig formelle Fehler. Beispielsweise veraltete Schreibweisen (Ort, den .../z. Hd. etc.), übertriebener Businessstil und überholte Formulierungen
(... verbleibe ich mit freundlichen Grüßen).

Auch das Layout lässt oft zu wünschen übrig (Ränder zu klein/zu groß, zu große Abstände zwischen Zeilen bzw. Absätzen, viel zu kleine Schrift, viel zu kurzes oder viel zu langes Anschreiben bzw. Lebenslauf).

Und natürlich Rechtschreibfehler: Kommasetzung, Grammatik, neue/alte Rechtschreibung ...

Wenn das Muster nicht exakt ist, kopieren Sie sogar Fehler in Ihre Bewerbung!

Tipp: Für Geschäftsbriefe gibt es die DIN 5008 ("Schreib- und Gestaltungsregeln für die Textverarbeitung"). An diesen Empfehlungen orientiert man sich in Deutschland, wenn es um Korrespondenz geht. Sind Sie unsicher, was die Schreibweise von Straßennamen, Zahlen betrifft, ob man vor und nach einem Schrägstrich ein Leerzeichen macht oder nicht und wie man generell die Abstände in einem Brief bemisst, dann schlagen Sie dort nach. Es gibt zahlreiche Internetseiten, aber auch eine Broschüre für ein paar Euro, die Sie im Buchhandel erhalten.


Empfehlenswert ist ein aktuelles Muster nur mit kompetenter Anleitung

Suchen Sie Muster zu Ihrer Orientierung, sind Sie am besten mit einem guten Bewerbungsbuch bedient: Dort haben Sie im Regelfall nicht einfach ein Muster, sondern auch eine klare Erläuterung zum Aufbau und zum Inhalt - und vor allen Dingen dazu, wie Sie Ihre persönliche und fachliche Qualifikation in ein gutes Anschreiben bringen.

Leider kann man nicht davon ausgehen, dass in jedem Bewerbungsbuch richtige Muster enthalten sind - auch in gedruckter Version habe ich schon veraltete Schreibweisen gesehen. Gut beraten sind Sie auf jeden Fall, wenn Sie auf das Erscheinungsdatum achten, so dass auf jeden Fall auf neuere Entwicklungen der DIN 5008 und auch im Bewerbungsmarkt Rücksicht genommen wird. So hat sich in den letzten zehn Jahren das Anschreiben komplett verändert, da mehr und mehr Wert auf Persönlichkeit gelegt wird.

Muster sollten wirklich nur der ungefähren Orientierung dienen. Inhaltlich helfen Ihnen Tipps und Informationen, was Ihr Anschreiben enthalten soll und worauf es bei Lebenslauf & Co. ankommt



Nächsten Tipp lesen:
» Das Tätigkeitsprofil

Über die Autorin:


(c) Gitte Härter
eMail: objektiv@selbstmarketing.de

Gitte Härter war selbst Führungskraft und viele Jahre Coach und Trainerin. Außerdem hat sie über zwei Dutzend Ratgeber veröffentlicht: www.schreibnudel.de .

Gemeinsam mit Christine Öttl hat sie unter anderem zahlreiche Bewerbungsratgeber veröffentlicht.


Link zum Buch:


Schriftliche Bewerbung: Mit Profil zum Erfolg. Anschreiben perfekt formuliert. Vom Kurz-Profil bis zur Online-Bewerbung. Mit Bewerbungsmappen-Check


Zurück zur Übersicht