Autorenbild Gitte HärterAnschreiben & Lebenslauf

Tun Sie sich schwer mit dem Anschreiben?

Ein Beitrag von Gitte Härter

Das Bewerbungsschreiben ist das Herzstück Ihrer Bewerbung. Ganz abgesehen von der Frage, was alles in ein gutes Anschreiben rein soll, tun sich viele Menschen schwer mit dem Formulieren. Wenn auch Sie unter Schreibblockaden leiden, helfen Ihnen folgende Tipps:

1. Brainstorming zum Inhalt

Machen Sie nicht den Fehler, sofort ins Reine zu schreiben. Besser ist es, wenn Sie sich vorher hinsetzen und ein Brainstorming machen:

  • Welche persönlichen und fachlichen Qualifikationen sind für diese Stelle gefragt (was nennt das
    Unternehmen spezifisch bzw. was ergibt sich aus dem Stellenprofil)?
  • Was möchte ich von mir selbst besonders vermitteln?
  • Welche Informationen aus meinem bisherigen Lebenslauf (Ausbildung/frühere Stellen) sind
    besonders relevant?
  • Was ist meine Motivation, mich bei diesem Unternehmen/für diese Position zu bewerben?
  • Warum sollte man mich einstellen?


Schreiben Sie sich zunächst Stichpunkte zu all diesen Bereichen auf. Auch wenn Sie hinterher nicht alles nutzen, hilft es Ihnen dabei, später zielgerichtet zu formulieren.


2. Störfaktoren beseitigen


Tun Sie sich ohnehin schwer mit dem Formulieren? Dann ist es gut, mögliche Störfaktoren aktiv aus dem Weg zu räumen, denn nur so können Sie sich voll und ganz auf das Anschreiben konzentrieren.

Dazu gehören beispielsweise:

- Trubel oder Stille?
Wenn Sie sich leicht durch Geräusche gestört fühlen, kann schon das Radio Ihre Gedanken blockieren. Halten Sie also kurz inne und checken Sie die Lage: Fühlen Sie sich durch das offene Fenster gestört? Klingelt das Telefon ständig? Haben Sie Leute im Haus, deren Hintergrundgespräche stören? - Oder sind Sie jemand, der am besten mit Musik denken kann?

- PC oder Papier?
Auch wenn es logisch erscheint, das Anschreiben direkt am PC zu erstellen, kann gerade das ein großer Störfaktor sein: Denn viele Leute fühlen sich dadurch unter Druck gesetzt, "perfekt" und sofort ins Reine schreiben zu müssen. Probieren Sie es aus, zunächst mit Stift und Papier zu arbeiten. Das ist nicht nur eine lockerere Atmosphäre, sondern das Manuelle regt Ihr Gehirn auch anders an.

Apropos Gehirntätigkeit anregen: Bewegung ist das ideale Mittel, um Ihre Gedanken in Fluss zu bringen. Gönnen Sie sich also ruhig eine Pause, gehen Sie eine Runde spazieren oder ins Fitnessstudio.


3. Nicht unter Zeitdruck schreiben


Das größte Gift für den Schreibprozess ist Zeitdruck. Von daher lohnt es sich durchaus, dass Sie sich in Ruhe schon mal Gedanken über Ihr Anschreiben machen - etwa für Initiativbewerbungen. Wenn Sie bereits ein Grundgerüst haben, fällt das individuelle Anpassen später viel leichter.

Allerdings sollte selbstverständlich sein, dass Sie nicht ein vorgefertigtes Anschreiben unverändert für alle Bewerbungen nutzen. Sie wissen ja: Wer lediglich Unternehmensdaten verändert und ansonsten den gleichen Bewerbungsbrief schickt, tut sich keinen Gefallen - denn solche 08/15-Anschreiben fallen immer sofort als Serienproduktion negativ auf und vergeben Chancen.

Auch wenn Sie es einmal eilig haben, ist es wichtig, sich nicht selbst zusätzlich unter Druck zu setzen. Wer sich vollends kirre macht, indem er sich immer wieder sagt, dass viel zu wenig Zeit ist ("Das schaff ich nie!"), blockiert sich nur noch mehr. Sagen Sie sich lieber, bis wann Sie die Bewerbung am liebsten verschicken möchten, und halten Sie sich mit diesem Ziel dazu an, jetzt am Ball zu bleiben.


4. Selbstgespräche führen

So schwer sich viele Leute mit dem Schreiben tun, so einfach ist es oft, in Worte zu fassen, was man sagen möchte. Sie können diesen Kunstgriff auch nutzen, indem Sie sich einfach selbst laut erzählen, was Sie schreiben möchten.

Tipp: Denken Sie auch hier an den Tipp mit der Bewegung - alleine das Herumspazieren im Raum kann Ihre Kreativität auf Touren bringen.

Stellen Sie sich vor, Sie sprechen mit dem Empfänger des Briefes: Sprechen Sie mit dem gedachten Personalentscheider und schreiben Sie Ihre Gedanken dann auf. Das hilft auch dabei, persönlicher zu formulieren.


5. Erstmal spontan niederschreiben - dann erst feilen

Haben Sie sich Ihre Stichpunkte gemacht? Dann geht es jetzt an den Brief selbst. Fixieren Sie sich nicht darauf, schon im ersten Durchgang das perfekte Anschreiben zu formulieren. Am besten ist es, Sie schreiben erstmal alles auf, was Ihnen in den Sinn kommt. Wenn Ihnen gar keine Formulierung einfällt, dann machen Sie einen Platzhalter ("Hier steht dann was zur bisherigen Berufserfahrung.").

Sofern Sie das leere Blatt Papier - bzw. der leere Bildschirm - schreckt, beginnen Sie einfach damit, alles, was bereits feststeht, niederzuschreiben: Ihren Absender, den Empfänger, das Datum, den Betreff, die Anrede ... so steht schon einiges da.

Fangen Sie dann mit dem Absatz an, der Ihnen am einfachsten erscheint. Vielleicht ist das der Schluss oder der Mittelteil - und nicht der Einstiegssatz.

Der erste Entwurf wird erfahrungsgemäß zu lange. Wenn Sie mit dem ersten Briefentwurf durch sind, feilen Sie an etwaigen Lücken oder an Formulierungen, mit denen Sie noch nicht zufrieden sind.

Ein guter Tipp ist es auch, den Brief in einem extra Durchgang auf Stellen zu lesen, die man kürzen kann. Streichen Sie unnötige Umschreibungen und "Labersätze" (= Füller, die man nicht braucht, zum Beispiel "Nachfolgend einige Angaben zu meiner Person" etc.). Damit wird Ihr Anschreiben noch viel knackiger!



Nächsten Tipp lesen:
» Vorsicht: Muster

Über die Autorin:


(c) Gitte Härter
eMail: objektiv@selbstmarketing.de

Gitte Härter war selbst Führungskraft und viele Jahre Coach und Trainerin. Außerdem hat sie über zwei Dutzend Ratgeber veröffentlicht: www.schreibnudel.de .

Gemeinsam mit Christine Öttl hat sie unter anderem zahlreiche Bewerbungsratgeber veröffentlicht.


Link zum Buch:


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