Autorenbild Vogel & Detambel coaching for executivesDas Job-Interview

Mit eigenen Fragen im Vorstellungsgespräch überzeugen (1)

Ein Beitrag von Vogel & Detambel coaching for executives

Viele Bewerber halten sich im Vorstellungsgespräch mit eigenen Fragen sehr zurück. Vielleicht ist ihnen klar, welche Blößen man sich mit unüberlegten Fragen geben kann. Vielleicht unterlassen sie das Fragen aber auch, weil sie das Ergebnis einer Untersuchung kennen, das besagt: Je geduldiger ein Bewerber der Selbstdarstellung seines zukünftigen Vorgesetzten zuhört, desto positiver fällt dessen Urteil aus. Es ist also gar nicht so unclever, nicht viel zu fragen. Die Sache hat aber auch einen Haken: Je weniger Fragen man stellt, desto größer ist die Gefahr, dass man sich auf den falschen Job einlässt. Fazit: Wer unbedingt siegreich aus dem Vorstellungsgespräch hervor gehen will, der „hält“ vielleicht wirklich besser „die Klappe“. Wer jedoch einen guten Job haben will, der macht genau das Gegenteil: Er stellt Fragen. Und zwar nicht zu knapp.

Es gibt keine dummen Fragen, es gibt nur dumme Antworten, hießt es so schön. Ganz so ist es aber leider nicht. Man kann ganz schön ins Fettnäpfchen treten: Z.B. indem man Fragen stellt, die bereits beantwortet wurden, z.B. durch den Text der Anzeige, auf die man sich beworben hat, durch ein Telefonat, das man zuvor geführt hat oder durch Broschüren, die man vor dem Gespräch zugesandt bekommen hat. Es ist also nicht die schlechteste Idee, solche Informationen noch einmal kurz vor dem Gespräch durchzugehen oder sie während des Gespräches griffbereit zu haben. Dass man seinen eigenen Werdegang im Kopf (und vor sich auf dem Tisch liegen) hat, ist ja ohnehin selbstverständlich.

Ins Fettnäpfchen tritt man auch, wenn man Fragen so ungeschickt stellt, dass man eine vernünftige Antwort eigentlich nicht erwarten kann. Oder wenn man in der Aufregung vergisst, welche Fragen man eigentlich stellen wollte. Dagegen gibt es ein einfaches Rezept. Man bereitet seine Fragen vor, und zwar schriftlich. Man sollte sowieso immer mit einem Block, einem Ringbuch, einem Timer (in Papierform) oder zumindest mit ein paar Blatt Papier und einem Schreibgerät ins Vorstellungsgespräch gehen. Dann hat man auch seine Fragen parat; denn die schreibt man fein säuberlich – also gut lesbar – in eben jene Unterlagen hinein. Seine Schreibutensilien breitet man dann gleich zu Beginn des Vorstellungsgespräches vor sich aus. Wer sich dabei „komisch“ vorkommt, der fragt der Form halber vorher, ob er sich ein paar Notizen zum Gespräch machen dürfe. Noch nie hat ein Bewerber daraufhin ein „Nein“ zur Antwort bekommen.

Manche Personalchefs empfehlen den Bewerbern, auch einen Taschenrechner mit zum Vorstellungsgespräch zu nehmen. Schaden kann das sicher nicht – wenn über Gehälter und Konditionen gesprochen wird; aber man lässt ihn besser erst einmal in der Tasche. Damit verhält es sich nämlich wie mit bestimmten Fragen, die man gar nicht oder nicht gleich zu Beginn des Gespräches stellen sollte, nämlich: Wie ist die Bezahlung? Wie viele Urlaubstage es gibt? Welche Sozialleistungen sind vorgesehen? Wird der Umzug bezahlt? Gibt es eine Werkswohnung?

Die Frage nach den Urlaubstagen erübrigt sich ohnehin, weil in Deutschland fast jeder Angestellte zwischen 25 und 30 Tagen Urlaub bekommt; und wer seine Entscheidung für oder gegen eine Position von 2 oder 3 Tagen mehr oder weniger Urlaub abhängig macht, signalisiert seinem Gegenüber, dass er nicht so recht zwischen Wichtig und Unwichtig unterscheiden kann. Alle anderen Fragen zu Gehalt und Nebenleistungen kann man sich ebenfalls schenken; diese Themen werden nämlich mit Sicherheit irgendwann von dem Gesprächspartner angesprochen; vielleicht nicht im ersten Gespräch, aber spätestens in einem zweiten Gespräch, wenn klar ist, dass man Interesse aneinander hat. Das sollte man also in aller Gelassenheit abwarten. Wer im Vorstellungsgespräch dem Augenblick entgegenfiebert, an dem über die Bezahlung gesprochen wird, hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. Über Gehälter informiert man sich rechtzeitig vor dem Gespräch - im Internet zum Beispiel, durch Zeitschriftenartikel oder Bücher. Heute gibt es frei zugängliche Gehaltsvergleiche zu fast jeder Branche und jedem Tätigkeitsbereich.

Vorstellungsgespräche werden genau terminiert, und auch ihre maximale Dauer steht in den meisten Fällen von vornherein fest. Mancher Ruck-Zuck-Interviewer glaubt, es sei mit einer halben Stunde getan, in aller Regel werden aber ein bis anderthalb Stunden für ein Interview vorgesehen. Oft wird der Bewerber gebeten, sich zunächst selbst vorzustellen und muss dann allerlei Fragen über sich ergehen lassen. Erst wenn der Wissensdurst seiner Gesprächspartners gestillt ist, kommt er mit seinen eigenen Fragen zum Zuge. In manchen Fällen schickt der Gesprächspartner der Vorstellung des Bewerbers eine kurze Darstellung des Unternehmens und der Position voraus; das ist eine Geste der Höflichkeit, ändert aber nur wenig an dem eigentlichen Ritual. Der Gastgeber möchte das Gespräch und vor allem die Gesprächsdauer in der Hand behalten, damit er sich ein Urteil über den Kandidaten bilden kann, auch auf die Gefahr hin, dass der mit seinen Fragen zu kurz kommt.

Als Bewerber versucht man besser nicht, diesen Gesprächsrahmen zu durchbrechen. Wer darauf dringt, zunächst seine eigenen Fragen beantwortet zu bekommen und damit dem Gastgeber die Regie aus der Hand nimmt, hat schlechte Karten. Überhaupt nichts einzuwenden gibt es, wenn der Bewerber immer wieder aus der Gesprächssituation heraus seine Fragen anbringt. Das ist sogar sehr empfehlenswert. Das mindert die Gefahr, mit seinen eigenen Fragen „zu kurz zu kommen“. Stellt man seine Fragen immer wieder zwischendurch, dann ist es um so wichtiger, dass man sich Notizen zu den Antworten macht, sonst verliert man leicht den Faden; also noch ein Grund mehr, etwas zum Schreiben bei sich haben.

Traurig aber wahr: Gibt ein Interviewpartner zu erkennen, dass er für die abschließenden Fragen des Bewerbers eigentlich gar keine Zeit mehr hat, dann ist eigentlich auch klar, wie sein Urteil über den Bewerber ausgefallen ist: Negativ. Der positive Aspekt: Man weiß dann wenigstens, woran man ist, und das lange bevor es einem schriftlich mitgeteilt wird.



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Über die Autoren:


Vogel & Detambel
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65187 Wiesbaden
Kompetenz aus 25 Jahren Tätigkeit in den Bereichen Personalberatung und Executive Search (u.a. für Neumann International, Berndtson-Gruppe, Eurosearch-Gruppe, Knight-Wendling), Outplacementberatung seit 1994.
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