Ein Beitrag von Vogel & Detambel coaching for executives
Oder: Welchen Job ich mir aussuchen muss, damit meine Eltern zufrieden sind und mich meine Freunde bewundern.
Welcher Beruf hat Zukunft? Was soll man studieren, welche Ausbildung soll man machen, damit man später auf jeden Fall einen guten Job bekommt? Fast kaum ein Schulabgänger oder Hochschulabsolvent, der diese Frage nicht schon irgendwann einmal so oder so ähnlich gestellt hätte. Und dabei scheint die Antwort doch so leicht zu sein. Eltern, Freunde, Lehrer sind hier - ob gefragt oder ungefragt - gerne mit wohlmeinenden Ratschlägen und Prognosen über die sogenannten „Zukunftsberufe“ zur Stelle. Die IT-Branche wird boomen, Lehrer können sich ihre Stellen auch aussuchen, nicht zu vergessen die Maschinenbauingenieure. Auf keinen Fall Arzt werden, da gibt’s ja jetzt schon zu viel.
Das Problem: Diese Prognosen sind ähnlich dem Wetterbericht. Dieser hat für drei Tage eine relativ hohe Zuverlässigkeit, ab fünf Tagen wird’s kritisch und alles was darüber hinaus geht, hat eher was mit „Kaffeesatzleserei“ zu tun als mit fundierten Aussagen. Und wenn trotz vorausgesagter „Sonne und bis 35 Grad“ nun doch „dicke Wolken und Regen“ das Wetter bestimmen: Meteorologen und ihre Computerprogramme sind ja auch nur Menschen.
Die Zeiträume für berufliche Prognosen sind sicherlich etwas länger gültig als die der Wetterberichte, statt drei Tage vielleicht drei Jahre oder auch fünf, nur: Was in zehn Jahren sein wird oder gar in 15 Jahren: Hier müsste man wirklich Prophet sein. Und selbst bei zutreffender 15-Jahres-Prognose: Wenn wir davon ausgehen, dass ein Berufsleben 30 und mehr Jahre dauert: Was würde es wirklich helfen zu wissen, was in 10 bis 15 Jahren „gebraucht“ wird?
Vor wenigen Jahren zum Beispiel hat man allen Studenten noch händeringend abgeraten, Lehrer zu werden. Das Ergebnis ist heute sichtbar. Wohl denen, die nicht darauf gehört haben, sondern den eigenen Kopf, die eigene berufliche Idee durchgesetzt haben. Sie haben nicht nur ihren Traumberuf ergriffen, sondern können sich – in weiten Teilen zumindest – die Stellen wirklich aussuchen. Wobei: Natürlich, es hätte auch ganz anders kommen können.
Heute rät man den jungen Menschen, auf keinen Fall Arzt zu werden. Nur: Was wird denn sein, wenn die Zahlen der Medizinstudenten wirklich in den nächsten Jahren radikal zurückgehen sollten? Werden wir dann in 15 Jahren immer noch eine Ärzteschwemme haben oder händeringend Mediziner suchen? Vermutlich letzteres. Nur: Auch hierfür sollte niemand seine Hand ins Feuer legen. Prognosen gehen immer davon aus, dass sich bestimmte Entwicklungen der Vergangenheit und Gegenwart in die Zukunft hinein fortsetzen bzw. bestimmten Gesetzmäßigkeiten nach verändern. Das muss aber so nicht sein.
Nicht auf Prognosen und Ratschläge hören?
Der wichtigste Grund, erst mal nicht (zumindest nicht ungeprüft) auf diese Prognosen und Ratschläge zu hören, ist aber ein ganz anderer. Das sind die eigenen Fähigkeiten. Was macht es denn für einen Sinn, Lehrer zu werden, wenn man selbst keinen Spaß hat am unterrichten, noch am Umgang mit Kindern. Man wird mit Sicherheit kein guter Lehrer. Und trotz voraussichtlich anhaltender Lehrerschwemme wird man sich spätestens nach dem Referendariat täglich fragen:
Warum tue ich mir das eigentlich an? Da hilft es dann auch nicht, dass die eigenen Eltern stolz sind auf den erfolgreichen Lehrersohn und dass einen die Freunde beneiden, weil man ja so lange Ferien im Jahr hat. Wer nicht über die Fähigkeiten verfügt, die im Lehrerberuf benötigt werden, wird über kurz oder lang in diesem Beruf scheitern.
Anderes Beispiel. Viele glauben, Führungsverantwortung hätte was mit beruflichen Erfolg zu tun. Motto: „Sage mir, von wie vielen Mitarbeitern Du der Chef bist, und ich sage Dir, wie erfolgreich Du beruflich bist“.
Die Folge: Viele versuchen – trotz eher defizitärer Fähigkeiten in diesem Bereich - mit allen Mitteln, Führungsverantwortung zu übernehmen, um als erfolgreicher Geschäftsmann dazustehen.
Sollten Sie es wirklich schaffen, haben sie selten Freude daran.
Ganz abgesehen davon: Dass es sich hier wirklich nur um ein Vorurteil handelt, ist schnell einsichtig. Ärzte, Steuerberater, Rechtsanwälte, oder auch Forscher haben selten Führungsverantwortung für eine größere Zahl von Mitarbeitern. Keiner würde aber behaupten, dass sie deswegen beruflich nicht erfolgreich wären.
Zugegeben: Vieles kann man lernen (auch Führungsverantwortung). Dennoch wird ein schlechter Sportler immer ein schlechter Sportler bleiben, auch wenn er vielleicht nach langem Trainieren nicht mehr ganz so schlecht ist, wie vor dem Training. Spaß machen wird ihm der Sport aber nach wie vor mit großer Wahrscheinlichkeit nicht. Jemand, der seine Freizeit gerne mit dem Sammeln von Briefmarken und dem Lesen von Büchern verbringt, „gesellige Freizeitgestaltung“ aber eher ablehnt, sollte kein Fitness-Studio eröffnen, auch wenn für den Freizeitmarkt noch Wachstumschancen prognostiziert werden.
Viel wichtiger also, als auf die Ratschläge der anderen zu hören, ist, sich selbst die Mühe zu machen, herauszufinden, was man gut kann. Wichtig: Es geht ums „Können“, nicht ums „Wollen“. Die Frage vieler Berufsberater: „Was willst Du denn machen?“ ist missverständlich. Man kann zwar zum Beispiel davon träumen und es sich wünschen, Schauspieler zu werden, nur wenn man die Fähigkeiten dafür nicht mitbringt, sollte man es besser gar nicht erst versuchen. Und in der Regel ist es doch so: Dinge, die man gut kann, machen einem auch Spaß.
Und Spaß machen sollte einem der Beruf auf jeden Fall. Nicht nur, weil dies Voraussetzung dafür ist, dass man auch in diesem Beruf Erfolg hat, sondern auch aus ganz egoistischen Gründen. Es gibt auf Dauer nichts deprimierenderes, als sich Montags schon auf den Freitag zu freuen und ab Samstag Nachmittag schlechte Stimmung zu haben im Gedanken daran, dass man am Montag ja wieder arbeiten gehen muss. Rechzeitig eingesetzte Energie, wenn es um die eigene Berufswahl bzw. um berufliche Veränderungen geht, kann dieses verhindern. Ratschläge anderer können hier hilfreich sein, da andere oft Dinge und Eigenschaften entdecken, die einem selbst verborgen geblieben wären. Man darf diesen Ratschlägen nur nicht blind und vor allem nicht gegen eigene, in Bezug auf die persönliche Fähigkeiten, bessere Einsicht Folge leisten.
Über die Autoren:
Vogel & Detambel
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65187 Wiesbaden
Kompetenz aus 25 Jahren Tätigkeit in den Bereichen Personalberatung und Executive Search (u.a. für Neumann International, Berndtson-Gruppe, Eurosearch-Gruppe, Knight-Wendling), Outplacementberatung seit 1994.
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