Berufsprofile - Wie wird man... ?

Berufsbild: Online-Redakteur/in

Ein Beitrag von der Redaktion

Was tun Online-Redakteure?

Wie der Name unschwer zu erkennen gibt, handelt es sich bei dem Beruf Online-RedakteurIn um einen Beruf, der den Neuen Medien zuzuordnen ist. Auch kann man schließen, dass es sich um einen journalistischen Beruf handelt. Doch was tut ein Online-Redakteur nun genau? Welche Aufgaben hat er zu bewältigen? Ein vorgeschriebener Ausbildungs- oder Qualifikationsweg fehlt so wie bei vielen Tätigkeiten in den neuen Medien. Arbeitsämter und Berufsberatungen können insofern nur beschränkt Auskunft geben.

Zeitungen und Zeitschriften haben in den letzten Jahren begonnen, zusätzlich zu ihren Printausgaben, Online-Versionen ins Netz zu stellen. Waren die Online-Angebote anfangs noch eher ein kurzes Duplikat der Mutterzeitung, so ist das Angebot heute zunehmend selbständiger, unterscheidet sich inhaltlich und ist anders strukturiert. Sichtbar ist dies vor allem im Unterhaltungs- und Serviceteil. Zu verdanken ist das jenen Journalisten und Redakteuren, die sich auf den Journalismus im Internet spezialisiert haben. Sie tragen dazu bei, dass Informationen auf den neuen Wegen im Internet verbreitet werden. Die Online-Redaktion ist verantwortlich für Konzeption und Realisierung von Online-Publikationen. Vieles ähnelt dabei der Arbeit eines "normalen" Redakteurs. Anforderungsprofil und Tätigkeitsbereiche sind ebenso vielseitig wie bei den "Offline"-Kollegen.

Die Arbeitsweise des Online-Redakteur ist jedoch häufig eine andere als die seiner Kollegen in den klassischen Medien. Wie für jeden anderen Journalisten natürlich auch, ist die Recherche sehr wichtig. Nur ist sein Metier naturgemäß das Internet. Informationen finden sich überall: Über Suchmaschinen, Verzeichnisse oder Nachrichtendienste der Agenturen. Der Textanteil steht bei seiner Arbeit weniger im Vordergrund. Gerade dann, wenn von der Online-Ausgabe überwiegend Texte aus der Printauflage übernommen werden. Der Schwerpunkt liegt dann bei der Auswahl der Texte und im Redigieren von Fremdtexten. Egal, ob es sich um Tagesnachrichten, Reportagen oder wissenschaftliche Themen handelt, sie alle müssen online-gerecht aufbereitet und mit den technischen Möglichkeiten des Internets zu verbunden werden. Lange Texte werden in kürzere Abschnitte sinngerecht unterteilt und per Hyperlinks mit einander verknüpft. Dabei gestaltet der Online-Redakteur Text mit Bild, Grafiken, Sound und auch Animationen auf und setzt alle medialen Werkzeuge parallel ein.

Geachtet wird vor allem darauf, dass die Informationen präzise und interessant gestaltet sind, damit der Benutzer sie gerne ansieht und die Seite auch weiterhin besucht. So ist der Hilfe-Katalog - "Katalog der meist gestellten Fragen" - der Frequently Asked Questions (FAQs) von großer Bedeutung. Möglichkeiten bieten sich auch mit Hilfe von Chatrooms und Newsgroups, die der Online-Redakteur erstellt und betreut.

Doch auch die bestangelegtesten Informationen veralten irgendwann. Anders als die Zeitung, welche nach dem Lesen in der Altpapiersammlung endet, sind die Informationen auf einer Website ständig präsent und bedürfen so der Pflege. Veraltete Informationen müssen vom Online-Redakteur aktualisiert oder gelöscht werden. Der fachmännische Kundenservice und die Kommunikation mit Lesern, welche zumeist per eMail erfolgt, sind weitere Aufgaben dieser Spezialisten. Doch wird nicht nur der Kontakt mit den Kunden sondern auch mit Kollegen in anderen Abteilungen gepflegt. So arbeitet der Online-Redakteur häufig eng mit dem Produkt-Entwicklungsteam und der Marketingabteilung zusammen.

Das Internet gehört zu einem der sich schnell wandelnden Medien und so sind auch die Tätigkeiten von Online-Redakteuren großen Veränderungen unterworfen. In den ersten Jahren stand technische Kompetenz an erster Stelle, heute wird verstärkt journalistisches Können gefordert. Natürlich hängen die Arbeitsanforderungen vom Arbeitsplatz ab. Als Faustregel gilt: Je größer die Redaktion desto stärker kann man sich als Online-Redakteur auf die rein journalistische Arbeit konzentrieren. Feste, geregelte Arbeitszeiten gibt es selten, meist wird im Schichtdienst gearbeitet. Es gibt keinen Redaktionsschluß zu beachten, denn es muß kein Drucktermin eingehalten werden. Auch der User geht rund um die Uhr ins Internet. Feste Zeitrhythmen werden so bei Angebot und Nutzung zurückgedrängt.


Wie werde ich Online-Redakteur/in?

Journalist kann grundsätzlich jeder werden, denn einen vorgezeichneten Ausbildungsweg gibt es noch nicht. Am häufigsten erfolgt der Berufseinstieg über ein Volontariat, das in der Regel an ein Studium anschließt und innerhalb von ein bis zwei Jahren zum Redakteur ausbildet. Ein Volontariatsplatz ist in der Regel jedoch schwer zu finden, denn die Konkurrenz ist hart: Auf eine freie Volontärsstelle bei Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten melden sich im Schnitt 50 Bewerber. Fachstudiengänge wie Journalistik, Medienwissenschaften, Kommunikationswissenschaften und Publizistik bieten ebenfalls eine gute Grundlage, aber ist keineswegs ein Muss. Selbstverständlich können auch Absolventen anderer Studiengänge Journalisten werden. Ohnehin werden häufig Studiengänge aus den Bereichen Technik und Wirtschaft nachgefragt. Oftmals sind unter Online-Redakteuren Quereinsteiger zu finden, die durch Zusatzausbildungen oder Praktika HTML-Kenntnisse erworben haben. Auch gibt es private Bildungsträger, die zum Online-Redakteur ausbilden. Zum Teil werden diese Ausbildungen vom Arbeitsamt als Umschulungsmaßnahmen gefördert. Ein weiterer begehrter Einstieg in den Journalismus sind Journalistenschulen, sie bieten aber nur wenig Plätze pro Jahr. Wie vielfältig die Zugangsmöglichkeiten zum Journalistenberuf auch sind, ein abgeschlossenes Hochschulstudium gehört zur Normalität der Berufsvoraussetzungen. Zwei Drittel aller Journalisten sind Akademiker.

Egal, wie der Einstieg aussieht: Wer in den Journalismus möchte, sollte sich frühzeitig in einer Redaktion Erfahrungen sammeln. So z.B. bei einer Schülerzeitung, dem Vereinsblatt, als Praktikant oder freier Mitarbeiter in Zeitungsredaktionen, Rundfunkanstalten oder Nachrichtenagenturen.

Die Kehrseite der großen Offenheit dieses neuen Berufsbildes ist jedoch die extrem geringe soziale Absicherung mangels Tarifverträgen etc.


Voraussetzungen und Weiterbildungsmöglichkeiten

Zu 90 Prozent existieren dieselben Anforderungen wie in anderen Redaktionen auch. Gefordert werden Talent zum Recherchieren, Schreiben und Präsentieren und natürlich Fachkenntnisse des Einsatzgebietes, wie z.B. Kenntnisse aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur etc. Aber auch eine gute Allgemeinbildung darf nicht fehlen.

Doch beherrscht der Online-Redakteur neben der Fähigkeit komplizierte Sachverhalte knapp und anschaulich zu vermitteln auch das Handwerkszeug für die Erstellung und Pflege der Websites. Dazu gehören spezifische EDV-Kenntnisse wie DTP und Electronic Publishing, Kenntnisse in HTML-Programmierung (werden jedoch selten ausdrücklich verlangt), Strukturkenntnisse des Internets sowie die Bedienung aller Bild- und Textbearbeitungsinstrumenten. Mit Begriffen wie Usenet, FTP oder Browser, URL, Chat-Foren, Suchmaschinen oder Datenbanken sollte man zudem etwas anzufangen wissen.

Neben diesen fachlichen Anforderungen müssen angehende Journalisten persönliche Anforderungen erfüllen: Sie haben eine gewisse Affinität zu den neuen Medien, können analytisch denken, besitzen Einfühlungsvermögen, sind kreativ und selbstbewusst, können auf andere Menschen zugehen und sind physisch und psychisch belastbar.


Weiterbildungsmöglichkeiten

Auch hier bietet sich das gleiche Bild wie in anderen Redaktionen auch: Die Karrierestufen sind dieselben. Auch "online" lässt sich mit Geschick und harter Arbeit Karriere machen. Vom Leitenden Redakteur, Ressortleiter bis Chefredakteur ist alles drin.

Informationen findet für Journalisten finden sich unter anderem bei der BSD - Gesellschaft für innovative Bildung mbH, der Akademie für Neue Medien und New Media Circle.


Einsatzbereiche und Zukunftschancen

Einsatzbereiche

Das Umfeld von Online-Redaktionen beschränkt sich längst nicht mehr nur auf Verlage oder Zeitungen, die Ihre Produkte online bringen. Immer mehr Institutionen, öffentliche Einrichtungen oder Firmen haben umfangreiche Internetauftritte mit aktuellen Informationen, allen voran die Bundesregierung.. Arbeitgeber sind jedoch hauptsächlich Unternehmen, deren Online-Auftritte im Auftrag von Werbe- und Mediaagenturen mit Inhalten gefüllt werden. Aber auch klassische Medien wie Tageszeitungen, Zeitschriften, Verlage und TV- und Radiostationen bauen vermehrt auf qualitativ hochwertige Internet-Auftritte.


Zukunftschancen

Die Lage auf den Journalistenarbeitsmarkt sieht relativ gut aus. Grund ist die geringe Arbeitslosenquote. Dies ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn viele Journalisten scheuen den Gang zum Arbeitsamt und versuchen, sich als Selbständige über Wasser zu halten. Nach einer Umfrage des Journalistenverbands liegt das monatliche Bruttoeinkommen freier Journalisten unter 3600 DM. Viele werden daher gezwungen noch einem weiteren Beruf nachzugehen.

Vorsichtig geschätzt sorgen in Deutschland rund 900 Online-Redakteure für journalistische Inhalte im Netz, deren Zahl täglich steigt. Nicht einmal eingerechnet sind darunter Kollegen, die sich in den PR- Abteilungen von Unternehmen mit redaktionellem Aufbau und der entsprechender Pflege der Sites beschäftigen. Aufgrund des Wachstums des Internets wird die Zahl der Online-Redakteure noch steigen, die Chancen stehen hierfür sehr gut.


Links und weitere Informationen

Weitere Informationen sind natürlich im Internet erhältlich, nämlich unter anderem unter folgenden Adressen:


  • Aim-mia: http://www.aim-mia.de/article.php?sid=255 oder auch http://www.aim-mia.de/article.php?sid=221

  • FH Hamburg, Fachdiskussion zum Onine-Journalismus: http://www.bui.fh-hamburg.de/projekt/onp/



Nächsten Tipp lesen:
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