Autorenbild Gitte HärterMotivation und Selbstmanagement

Einschätzbar sein

Ein Beitrag von Gitte Härter

Beruf ist immer ein Miteinander: Wie andere Sie erleben, ist maßgebend dafür, was man Ihnen zutraut und wie sich Beziehungen entwickeln.

Häufig hören wir, dass manche Menschen

- schlecht mit anderen in Kontakt kommen,

- im Kollegenkreis außen vor bleiben,

- das Gefühl haben, dass ihr Chef überhaupt nicht weiß, was sie können,

- hauptsächlich schwierige Kunden haben.

Das sind nur einige Beispiele für Schwierigkeiten, die oft daraus entstehen, dass man für andere nicht "greifbar" ist, dass kein persönlicher Draht entsteht.

Es reicht keineswegs aus "seine Arbeit zu machen"! Auch wenn Sie fachlich noch so kompetent sind: Ein reibungsloses und angenehmes Miteinander kommt erst durch Sympathie und Wertschätzung zustande. Und das wiederum ist nur möglich, wenn Sie für andere einschätzbar sind.


Wichtig: Die folgenden wichtigen Aspekte sind alles Punkte, über die man gerne schnell hinweggeht ... "Ach, so bin ich ja gar nicht!", "Ist ja klar, dass das nicht gut kommt ...". Sehen Sie näher hin! Und seien Sie sich dessen bewusst, dass die meisten Menschen - mal mehr, mal weniger - so ein Verhalten zeigen. Manchmal auch nur in bestimmten Phasen oder gegenüber bestimmten Personen.


Launen

Sicher kennen Sie es auch, wie unangenehm es ist, wenn andere launisch sind. Wer starke Stimmungsschwankungen hat und jede Laune an anderen auslässt, wirkt

- unberechenbar (Ist er/sie heute gut drauf, deprimiert oder cholerisch?)

- rücksichtslos
- anstrengend und möglicherweise sogar nervig.


Natürlich gibt es immer mal Situationen, in denen man nicht gut drauf ist. Weil man einfach einen schlechten Tag hat, es einem gesundheitlich nicht gut geht oder mit Problemen kämpft.

Dann ist es jedoch wichtig, auf professionelles Verhalten bedacht zu sein. Sie brauchen nicht durch die Gegend zu springen und zu lächeln, wenn Ihnen nicht danach ist. Doch es ist auch nicht das Wahre, Gefühle ungefiltert an anderen auszulassen. Nicht nur für Ihr Umfeld, sondern auch für Sie selbst: Denn wer Ärger, Trauer & Co. durch Gesichtsausdruck und verbal immer noch verstärkt, intensiviert das Gefühl nur noch mehr. Und schlechte Stimmung oder ein Problem wird ganz sicherlich nicht dadurch gelöst, dass man sich immer noch mehr hineinsteigert. - Im Gegenteil.

Sind Sie mal nicht gut drauf oder wollen einfach nicht angesprochen werden, dann sagen Sie das den Menschen, die um Sie herum sind: Wenn diese wissen, dass sie nicht "schuld" sind, können sie viel relaxter damit umgehen, dass Sie gerade schlechter Stimmung sind. Und sie können sich sogar um Sie kümmern, indem sie Ihnen etwas Gutes tun oder einfach den Rücken frei halten.


Unbeständigkeit in der Leistung

Im Berufsleben verlässt man sich aufeinander: Sie bekommen eine Aufgabe übertragen, ein Kollege bittet Sie um einen Gefallen, ein Kunde verlässt sich darauf, dass Sie das Besprochene erledigen ...

Berechenbarkeit in puncto Arbeit ist relevant dafür, wie gern man mit Ihnen zusammenarbeitet. Kann man sich immer auf Sie verlassen oder ist es Glückssache, ob Sie einen Termin einhalten oder nicht? Sind Sie jemand, der aktiv ist und nachfragt, wenn er etwas nicht genau weiß - oder sagen Sie im nachhinein "Das habe ich nicht gewusst, drum konnte ich es nicht fertigmachen."?

Ich treffe immer wieder auf Menschen, die unzufrieden damit sind, dass man sie nicht genug wertschätzt, dass andere Kollegen offenbar beliebter sind, weil diese eine angesehene Anlaufstelle für Fragen sind.

Geht Ihnen das auch so? Dann überprüfen Sie einmal, wie konstant Ihre Leistungen sind in puncto

- Verlässlichkeit

- Aktivität (Fragen stellen, von sich aus Statusberichte geben, auf dem Laufenden sein ...)

- gute Vorbereitung
- Terminsicherheit
- Nutzen (und Weitergabe) von Wissen und Erfahrung


Denken Sie unbedingt auch an Ihr Verhalten! Heimlich still und leise vor sich hinzuwerkeln reicht nicht aus. Denn auch das ist von außen nicht einschätzbar: Man bekommt einfach nicht mit, ob Sie sich nun kümmern oder ob etwas liegen bleibt.


Pokerface

Sie kennen es aus dem Poker: Ein völlig emotionsloses Gesicht. Einige nutzen es auch im Berufsalltag bewusst, um andere darüber im Unklaren zu lassen, wie es in ihnen aussieht.

Viele haben jedoch von Natur aus ein Pokerface: Wenn sie entspannt und "normal" blicken, wird das Gesicht völlig ausdruckslos.

Schauen Sie sich mal Kollegen oder Bekannte näher an: Sie werden im entspannten Zustand in Gesichter blicken, die freundlich oder gar fröhlich aussehen. Andere wirken grundsätzlich eher grimmig oder gar verbittert. Und viele andere wirken einfach "neutral": Man kann als Außenstehender nichts erkennen.

Unser natürlicher Gesichtsausdruck kann andere also ganz schön täuschen. Das sollte einem bewusst sein.

Wenn man nicht wirklich erkennen kann, was der andere denkt, ob er mir wohlgesonnen ist, ob er verstanden hat, was ich gerade sage - wenn also so gar kein Signal kommt, mit dem man etwas anfangen kann, dann kommt es leicht zu Unsicherheiten oder Missverständnissen.

Natürlich sehen wir aus wie wir nunmal aussehen. Wichtig ist jedoch das Bewusstsein, dass wir alle an Signalen ableiten möchten, wie man selbst ankommt und wie der andere zu dem, was besprochen wird, steht. Wer also ein Gesicht und Mimik hat, die gar nicht einschätzbar ist, sollte sich dessen bewusst sein und entsprechend (re)agieren, damit andere ihn "greifen" können.


Nichts von sich preisgeben

Damit ist nicht gemeint, dass Sie im Berufsleben lauter private Dinge erzählen müssten oder sollten. Wir sind aber auch keine Roboter, sondern ganze Menschen. Entsprechend ist es auch wichtig, dass man "die Person greifen kann".

Wer so gar nichts von sich selbst preis gibt, niemals auch nur irgendeine Meinung sagt oder andere erkennen lässt, wie er zu einer Sache steht oder welche Werte er hat, der macht es sich und anderen schwer.

Drehen Sie den Spieß um: Wie geht es Ihnen mit Leuten, die Sie null einschätzen können?

Ein guter Ansatz ist es, damit anzufangen, wie man auf andere wirken möchte:

- Welche Eigenschaften sind Ihnen wichtig?

- Wie soll man Sie im Berufsleben einschätzen, wofür möchten Sie anerkannt sein?


Wenn Sie das für sich konkretisieren, können Sie anschließend prüfen, ob und wie Sie das bisher nach außen auch vermitteln.

Wer so gar nichts nach außen gibt, wirkt übrigens oft auch sehr unzugänglich. Das wiederum bedeutet, dass andere keinen Draht finden - oder ganz einfach auch gar keinen Vorstoß machen, mit Ihnen in Kontakt zu kommen.



Nächsten Tipp lesen:
» Ehrgeiz - zu viel oder zu wenig?

Über die Autorin:


(c) Gitte Härter
eMail: objektiv@selbstmarketing.de

Gitte Härter war selbst Führungskraft und viele Jahre Coach und Trainerin. Außerdem hat sie über zwei Dutzend Ratgeber veröffentlicht: www.schreibnudel.de .

Gemeinsam mit Christine Öttl hat sie unter anderem zahlreiche Bewerbungsratgeber veröffentlicht.


Link zum Buch:


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